Abschied

Das Jahr ist an seinem Ende angelangt. Der Kreis von Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter schließt sich. Dies mag Anlass bieten, einmal über eine besinnlichere Frage nachzudenken: Wie gehen verschiedene Kulturen mit dem Ende des Lebens um?

Diese Frage beschäftigt mich spätestens seit mir die äußerst sehenswerte amerikanische TV-Serie Six Feet Under klargemacht hat, dass es in den USA grundsätzlich üblich ist, Verstorbene einzubalsamieren. Zudem sollen Aufgebahrte so „lebensecht“ wie möglich aussehen und werden zu diesem Zweck oft umfassend kosmetisch aufbereitet. Ehrlich gesagt hat mich die Erkenntnis dieses Disneyesken Ansatzes ziemlich schockiert.

In Großbritannien variieren die Traditionen. Tote werden im gesamten Land in der Regel nicht einbalsamiert. In Irland werden Verstorbene oft für einige Tage im eigenen Haus aufgebahrt. In England hingegen ist dies eher nicht verbreitet. In der britischen Gesellschaft ist es – zwar etwas weniger ausgeprägt als in den USA, aber dennoch – üblich, Kinder besonders zu „schützen“. Sie werden für gewöhnlich nicht auf Beerdigungen mitgenommen.

Auch in Deutschland wird es unterschiedliche Einstellungen zum Umgang mit dem Tod und zu der Frage geben, inwieweit Kinder mit in das Thema eingebunden werden. Meines Erachtens wird der Tod immer noch zu stark vom Leben abgegrenzt, anstatt als wesentlicher Bestandteil desselben angesehen zu werden, mit dem es sich auseinander zu setzen gilt. Hierzulande kann man jedoch Verstorbene für gewöhnlich noch einmal „ungeschminkt“ sehen und von ihnen Abschied nehmen. Einerseits sieht die verstorbene Person einfach friedlich aus, und das hilft einem, für sich einen Abschluss zu finden. Andererseits wird man sich dadurch der Tatsache bewusst, dass es lediglich die tote Hülle eines geliebten Menschen ist, die man sieht. Meine damals zweijährige Tochter, die auf den Anblick ihrer aufgebahrten Urgroßmutter völlig unvoreingenommen reagierte, drückte dies bestechend treffend aus: „Uroma ist weg.“

Ähnlich nachvollziehbar erklärte der Schauspieler Timothy Spall im Oktober in der britischen TV-Sendung The Graham Norton Show: „[a near-death experience] gives you a bigger intolerance of bullshit but a more open mind.“

Nächste Woche, zur Geburt des neuen Jahres, wenden wir uns dann konsequent dem etwas heitereren Thema des neuen Lebens zu.

Der Pommes-Buddha sagt: Der Kreis schließt sich und die Welt dreht sich weiter.

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