An mein Ohr kommt nur Wasser und O-Ton

Als ich mich neulich mit einer Freundin fürs Kino verabreden wollte, stellte ich wieder einmal fest, an welchem Punkt sich die Geister scheiden: Selbst atheistische Sprachfreaks bekreuzigen sich bei der Aussicht auf die Synchronfassung eines Films! Wie kommt es eigentlich, dass in Deutschland synchronisiert, in englischsprachigen Ländern hingegen untertitelt wird?

Traditionell werden in vier Ländern ausländische Filme synchronisiert, also in eine neue von Sprechern bzw. Schauspielern eingesprochene Fassung gebracht: in Deutschland, Spanien, Italien und Frankreich. In allen anderen Ländern der Welt werden Filme untertitelt. Dies liegt hauptsächlich an der Entwicklung der Filmindustrie und ihrer damit einhergehenden Bedeutung in den genannten Ländern, die dann auch zu einer entsprechenden Ausstattung mit Finanzmitteln führte. (Synchronisation ist ungleich teurer als Untertitelung.)

Das deutsche Ohr ist also an einen deutschen Ton beim Film gewöhnt, das deutsche Auge jedoch nicht an das Lesen von Untertiteln. Ich persönlich war indes schon früh von Originalfassungen (OmU = Original mit Untertiteln; OV = Originalversion) fasziniert und schaute als Jugendliche wo ich konnte unsere niederländischen Nachbarsender im Fernsehen an, die meine Lieblingsserien im englischsprachigen Original zeigten. Schon damals fand ich, dass bei der Synchronisation von Filmen und Serien ein erheblicher Teil des Ausdrucks und der Atmosphäre verloren geht.

Ganz selten findet man jedoch auch den umgekehrten Fall, dass eine geniale Synchronfassung dem Original noch einen zusätzlichen Pfiff verleiht – dies meist bei älteren Filmen, die sich mit zum Teil abenteuerlichen, mit zielsprachlichen Spezifika wie Dialekten gespickten deutschen Fassungen schmücken können. (Hier sei einer meiner Lieblingsfilme erwähnt: „Manche mögen’s heiß“ [„Some like it hot“] von 1959, in dem der großartige Georg Thomalla Jack Lemmon seine Stimme lieh.)

Wer mehr zum Thema lesen mag, dem sei die Kurzübersicht Code of Good Subtitling Practice bzw. „die Bibel“ der Untertitelung „Subtitling“ von Jan Ivarsson und Mary Carroll ans Herz gelegt.

Und nächste Woche geht’s um kleine deutsche Wörter, die Engländer zum Lachen bringen.

Der Pommes-Buddha sagt: Ich bin ein Mann! – Na und? Niemand ist vollkommen!

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One thought on “An mein Ohr kommt nur Wasser und O-Ton

  1. Die Verbreitung der Synchronisation englischsprachiger Filme / Fernsehsendungen ist für uns Ausländer mit Englisch als Muttersprache in Deutschland ein zweischneidges Schwert.

    1. Wir vertragen die Synchronisation nicht, weil wir wissen, wie die Stimme echt klingt, und weil die Lippenbewegungen offenbar mit dem gehörten Ton nichts zu tun haben. Dies ist für mich und meine Frau viel störender als einfach Untertitel dabei zu haben. Es ist weniger ein Problem, wenn der O-Ton nicht Englisch ist (als Beispiel war „Ziemlich Beste Freunde“ mit deutscher Synchronisation kein Problem). Das führt dazu, dass wir weniger fernsehen / Kino erleben. Weniger geärgert, Geld gespart, juhu.

    2. Es führt auch dazu, dass wir den Fernseher (auch für deutsche Sendungen) kaum anschmeißen, und ich fürchte, wir verpassen so manches kulturell relevantes. Ich kann in der Mittagspause mit meinen Kollegen kaum mitreden, wenn’s um die gestrige Folge von der Lieblingssendung geht.

    3. (Jawohl, sogar eine dreischneidiges Schwert!) Wird man sehnsüchtig auf Filme/Sendungen in der eigenen Muttersprache, dann muss man in Deutschland oft extra dafür zahlen, und oft ist die Auswahl bei deutschen Anbietern nicht so toll, bzw. man guckt übers Internet mit einem Proxy, damit es so aussieht, als wäre ich zu Hause in den Staaten auf der Couch. Und die Einsparungen von 1) oben sind pfutsch.

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