Sprache nach Maß

Als Deutscher kennt man den Zollstock und weiß, dass es mal das Längenmaß Elle gab. Viel mehr ist jedoch von vormetrischen Zeiten nicht übrig geblieben. Kommt man dem gemeinen Briten oder Amerikaner hingegen mit Metern, so versteht er oft nur Bahnhof. Der Sechzehnmeterraum („Sechzehner“) im Fußball heißt in England „18-yard box“ oder schlicht „the box“. Und was wird in Großbritannien und den USA sonst noch anders gemessen?

In dem Kultfilm Pulp Fiction aus dem Jahr 1994 gibt es einen Dialog zum Quarter Pounder, einen Burger der Fast-Food-Kette McDonald’s (in Deutschland hieß er Hamburger Royal TS). Auf die Frage von Jules (Samuel L. Jackson), warum dieser in Paris anders heiße, erklärt Vincent (John Travolta): „[…] they got the metric system there. They wouldn’t know what the fuck a Quarter-Pounder is.” Die USA sind eines von wenigen Ländern der Welt, die das metrische System noch nicht offiziell eingeführt haben. Doch dies ist nur die Spitze des Eisbergs.

Was der gute Vincent „the little differences“ nennt, begegnet einem nicht nur als Amerikaner in Paris, sondern auch allerorten, wenn man als Kontinentaleuropäerin in Großbritannien Urlaub macht. Zunächst fällt auf, dass die Entfernungen auf Schnellstraßenschildern nicht in Kilometern, sondern in Meilen angegeben werden. Spricht mein Schwiegervater davon, wie weit ein Baum von ihm entfernt steht, so drückt er dies stets in yards oder feet aus. Wie weit fünf Meter sind, kann er sich überhaupt nicht vorstellen.

Der Übergang zum metrischen System (genannt „metrication“) ist im Vereinigten Königreich noch nicht abgeschlossen, da diverse Maßeinheiten auch offiziell noch im alten sogenannten imperial system angegeben werden dürfen. Hierzu gehören auch Raummaße wie das berühmte pint (knapp 500 mL), das im Pub für Bier und Ale sowie Cider als Maßeinheit verwendet wird – und im Lebensmittelladen für Milch. Auf englischen Babyflaschen stehen Angaben sowohl in Milliliter als auch in Unzen, wobei zur allgemeinen Verwirrung US-amerikanische Unzen auch noch leicht von den UK-Unzen abweichen.

Das Gewicht darf in GB offiziell nur noch im metrischen System angegeben werden. Dennoch sieht man auch in Supermärkten noch oft die Abkürzung lb für pounds oder oz für ounces. Das Geburtsgewicht unserer beiden Kinder haben wir in der Geburtsanzeige jeweils auch in Pfund und Unzen angegeben. Und im Vorfeld großer feierlicher Ereignisse hört man so manche Engländerin stöhnen, sie müsse aber bis dahin noch mindestens one stone abnehmen!

Besonders abenteuerlich wird’s bei Kochrezepten. Dort tauchen dann auch noch Maßeinheiten wie cup etc. auf, und auch diese unterscheiden sich erneut von den in den USA verwendeten.

Es gibt also kein Durchkommen im Dschungel der Maßeinheiten. (Oder hat jemand Lust, das hier alles zu lesen und auswendig zu lernen?) Dann doch lieber geniale Parodien von Pulp-Fiction-Szenen auf Kölsch anschauen: https://www.youtube.com/results?search_query=pulp+fiction+op+k%C3%B6lsch (Besonders empfehlenswert: „WAT? NOSSA?!“ – ihr erinnert euch doch an den brasilianischen Hitsong von 2012?)

Und nächste Woche geht’s um eine andere Art von Maß.

Der Pommes-Buddha sagt: Tu‘ uns noch e Pittermännsche!

Diesen Text als Podcast hören:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.