Britisch sehen

Immer wenn ich für einige Zeit im Ausland gelebt habe, stellte ich eine Sache fest: Man lernt sehr viel über ein Land und seine Kultur, wenn man sich mit der Fernsehkultur vertraut macht. Auch den Sprachgebrauch lernt man dadurch im Vergleich zu theoretischem Unterricht im Zeitraffer. Wenn ihr wissen wollt, wie die Britinnen ticken, schaut euch diese 3 TV-Sendungen an!

Die Deutschen haben seit langer Zeit eine besondere Verbindung zur britischen Kultur. Davon zeugt nicht nur die jüngste Ausstellung Very British im Haus der Geschichte in Bonn, sondern im Entertainmentbereich auch der Erfolg von TV-Serien wie Monty Python’s Flying Circus oder auch der Exportschlager Dinner for One, der in England übrigens weitgehend unbekannt ist.

Lest hier, welche 3 TV-Sendungen richtig viel über die Menschen auf der Insel verraten.

Little Britain (2003-2006)
In der Mediathek des deutschen öffentlich-rechtlichen TV-Senders ARD findet man neuerdings die britische Comedy-Kultserie Little Britain. Ob man sie mag oder nicht – diese Serie gehört inzwischen definitiv zum Kulturgut. Die Macher und Hauptdarsteller Matt Lucas und David Walliams sind feste Größen in der britischen Unterhaltungsbranche. (David Walliams schreibt inzwischen sogar mit großem Erfolg Kinderbücher.) Lucas und Walliams persiflieren hinreißend unterschiedlichste Charaktere aus diversen Gesellschaftsschichten und mit unterschiedlichen Lebensrealitäten und sind sich dabei für nichts zu schade. Es ist von allem etwas dabei: schwarzer und unappetitlicher Humor, unterschiedliche britische Akzente, Schnodderigkeit und die sprichwörtliche stiff upper lip. Immer wieder drängen sich Parallelen zur eigenen Kultur auf und man stellt fest: Manche Eigenarten sind nicht per se britisch, sondern universell. (Ich persönlich bin fest davon überzeugt, dass uns Menschen über alle Kulturen und – Achtung, ein revolutionärer Gedanke: sogar Geschlechter – hinweg mehr verbindet als trennt. Whaaat? Crazy!)

Und hier kommen noch zwei weitere Sendungen, die umfassende Erkenntnisse über die britische Kultur bieten, jedoch in Deutschland weniger bekannt sind.

Yes, Prime Minister (1986-1987)
Über diese Serie habe ich in diesem Medium bereits berichtet, als es um britische Zeitungen ging. Immer, wenn ich sie auf ein Neues anschaue, bin ich beeindruckt davon, wie pointiert, intelligent und frappierend aktuell die dort thematisierten Diskurse sind. Auch wenn die Serie inzwischen über 30 Jahre alt ist, portraitiert sie herrlich spitzfindig und mit brennender Brisanz politische Seilschaften, bürokratische Pedanterie und starrköpfige Prinzipienreiterei. Ein herrliches Schauspiel – ebenfalls wieder mit interkultureller Relevanz. Unbedingt ansehen!

Gogglebox (seit 2013)
Eine nicht repräsentative Umfrage unter britischen Expats zeigte jüngst: Dieses Format ist nicht unumstritten. Mein britischer Ehemann und ich lieben es! Jedoch stellen wir immer wieder fest: Diese Sendung ist ein klassischer Fall von „Muss man mit eigenen Augen sehen“. Ihr kulturmittlerischer (und sogar schlicht ihr unterhaltender) Wert ist in der Theorie schwer zu vermitteln. Wenn ich sage, es geht darum, anderen Menschen beim Fernsehen zuzuschauen, dann denkt jede „Hä?“. Genau. Aber glaubt mir, viele der dort gezeigten Fernsehzuschauerinnen sind unfassbar komisch und haben stets unterhaltsame, und nicht selten auch spitzfindige, Kommentare abzugeben. Kleiner Nebeneffekt: Durch die Palette der besprochenen Sendungen, von denen stets auch kleinere Ausschnitte gezeigt werden, bleibt man über die aktuelle britische Fernseh- und Unterhaltungskultur auf dem Laufenden. Weiterer Nebeneffekt: Man hört sich in die unterschiedlichsten regionalen Sprachvarianten ein. Schaut es euch einfach mal an und entscheidet selbst. Mein Geheimtipp: Pete und Sophie aus Blackpool sowie Familie Siddiqui aus Derby. Der. Hit!

Und nun viel Spaß beim Eintauchen in die britische Kultur. Wenn ihr mögt, hinterlasst doch unten euren Senf dazu.

Der Pommes-Buddha sagt: Ein wenig Unterhaltung hat noch keiner geschadet.

Diesen Text als Podcast hören:

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