Ein Tag beim Rennen

Wer kennt sie nicht, die Bilder eleganter Damen in wagenradgroßen Hüten, die Champagner schlürfend am Rande der Pferderennstrecke im englischen Ascot posieren? Die Herren in Frack und Zylinder, die Tageszeitung unterm Arm? So vergnügt sich die High Society auf der Insel, denkt man. Nur die High Society?

Am 11. April ist es wieder soweit: Am wichtigsten Tag im Pferderennkalender wettet die britische Nation beim Grand National auf der Liverpooler Rennbahn Aintree zum Vergnügen. Dieses Spektakel kommt einem nationalen Feiertag gleich. Durch alle Schichten der Gesellschaft hinweg putzt man sich heraus und geht zur Rennbahn oder wettet im örtlichen Wettbüro.

Auch im übrigen Jahr ist der Besuch der Pferderennbahn ein durchaus gängiges Vergnügen. Besonders schick gekleidet wird sich dafür in der Regel nicht. Und es geht auch nicht sehr festlich zu: Familien bringen eine Decke und Essen mit und machen auf der Wiese an der Bahn ein Picknick. Selbstverständlich lässt es sich kein echter Brite nehmen, beim Rennen auch zu wetten. Hierzu sucht man sich aus den freien Buchmachern am Platz denjenigen mit der günstigsten Quote für das Wunschpferd heraus.

In Deutschland sind Pferderennen ein weniger verbreitetes Freizeitvergnügen. Dabei bietet beispielsweise die Kölner Galopprennbahn ein herrliches Ausflugsziel für die ganze Familie: Erfrischungen von Pommes über Erdbeerbowle bis hin zum Champagner verwöhnen das kulinarisch geneigte Publikum – alternativ kann man auch hier picknicken oder auch das äußerst vorzeigbare Gasthaus Rennbahn aufsuchen. Die Kleinen vergnügen sich auf dem Spielplatz, der sogar eine Hüpfburg vorzuweisen hat.

Wetten kann man hier natürlich auch, allerdings nicht bei Buchmachern, sondern nur direkt beim Rennverein nach dem Totalisator-Prinzip (engl. Tote). Ich persönlich suche mir meine Favoriten immer nach dem Namen aus. „Oh So Sassy“, „Yourartisonfire“, „Swiftly Done“, „Boomerang Bob“ (keine Konfabulationen von mir!) – am liebsten mag ich Namen, aus denen man Sätze bilden kann. Unsere dreijährige Tochter orientiert sich gerne am schönsten Jockey-Trikot. Mein Mann hingegen wendet eine nicht entschlüsselbare englische Geheimstrategie an, mit der er so gut wie immer unseren gesamten Wetteinsatz zurückgewinnt.

Übrigens verfügt Köln auch über die einzige Jockeyschule in Deutschland. Und viele Jockeys heißen ja Hermann. Oder? Wer war nochmal Hermann? Mehr dazu nächste Woche …

Der Pommes-Buddha sagt: Auch Einhufer können Herzstück eines vergnüglichen Nachmittages sein. Prosit!

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