Poesie made in London

Als ich meinem Ehemann, einem Typen aus Südost-London, erzählte, dass ich einen Eintrag über Rhyming Slang schreiben wolle und ihn fragte, was er mir darüber sagen könne, erwiderte er, dieser Patois sei altmodisch und eigentlich nicht mehr gebräuchlich. Und das aus dem Mund desselben Mannes, der allabendlich unserer Tochter amüsiert ins Gesicht sagt, sie sei „cream-crackered“ (= knackered; etwa: „hundemüde“). Aber was hat bloß Steffi Graf mit alldem zu tun?

Beim sogenannten Rhyming Slang handelt es sich um eine aus London stammende ursprünglich als Ganovensprache entwickelte „Geheimsprache“, die darauf aufbaut, dass man das eigentlich gemeinte Wort durch eine Redewendung ersetzt, die sich auf dieses Wort reimt. Ein Beispiel aus dem klassischen (und laut dem an dieser Stelle zur vertiefenden Lektüre empfohlenen Oxford Dictionary of Rhyming Slang in der Tat heute obsoleten) Rhyming Slang ist apples and pears („Äpfel und Birnen“) anstelle von stairs („Treppe“). Das genannte Wörterbuch definiert des Weiteren eine zumindest passiv geläufige Form des Rhyming Slang, die durch Kultfilme und –serien wie Only Fools and Horses und Lock, Stock and Two Smoking Barrels am Leben erhalten bleibt. Hierzu gehört dog and bone („Hund und Knochen“) für phone („Telefon“). Schließlich gibt es noch die Neuschöpfungen, den modernen und durchaus gebräuchlichen Rhyming Slang. Aus den 1990er Jahren stammt der Ausdruck Steffi Graf für (having a) laugh („lachen“, „sich lustig machen“). Es kann sich bei den Redewendungen also auch um Namen bekannter (realer wie fiktiver) Persönlichkeiten handeln.

Treibt man die Charade auf die Spitze, so verwendet man nicht die gesamte Redewendung, sondern lediglich den ersten Teil davon. So entstehen Sätze wie You’re having a Steffi oder Take a pig’s out of the tower („Nimm‘ ein Bier [pig’s ear à beer] aus dem Kühlschrank [Tower Bridge à fridge]“; Zitat der Schauspielerin Gemma Arterton in einer 2014er Dezemberausgabe der Sendung Alan Carr Chatty Man als Beispiel für eine typische Aussage ihres Cockney sprechenden Vaters).

In Australien scheint sich eine eigene Variante des Rhyming Slang entwickelt zu haben, denn im genannten Oxford Dictionary werden auch etliche australische Neuschöpfungen erwähnt.

Und beim nächsten Mal geht’s um eine Eigenheit der deutschen Sprache …

Der Pommes-Buddha sagt: Wer ohne Würstchen zum Gürtel geht, steckt in Barney. (Na, wer kann das entschlüsseln?)

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