Der Klang von Musik

Aus einem der ersten Wanderurlaube mit meinem englischen Ehemann erinnere ich mich ganz besonders an eine Szene. Wir spazierten durch eine Postkartenidylle: rollende Hügel, saftig grüne Wiesen und, in der Ferne, die majestätischen Berge. Erfasst von dieser Schönheit breitete Herr K. seine Arme aus, drehte sich um sich selbst und begann zu singen The Hills Are Alive With the Sound of Music … Ich fragte ihn, was das für ein Lied sei.

„Wie, was das für ein Lied ist???“, sprach er entsetzt. „The Sound of Music!!! “ – „Kenne ich nicht, “ erwiderte ich. Er war fassungslos. The Sound of Music kennt doch jeder!!!

Hierzu ist Folgendes zu sagen: Wer im anglo-amerikanischen Sprachraum aufgewachsen ist, hat den Film The Sound of Music von 1965 in der Regel nicht nur gesehen, sondern gewissermaßen mit jeder Pore seiner Haut aufgesogen. Er gehört, ähnlich der Feuerzangenbowle hier, zum gefeierten Kulturgut und ist so gut wie flächendeckend bekannt. Seit ich The Sound of Music gesehen habe, habe ich in unzähligen zeitgenössischen Filmen und Serien Anspielungen darauf entdeckt oder Lieder daraus gehört. Beispielsweise singt Ruth in einer späteren Folge von Six Feet Under das Stück Favourite Things aus dem Film.

Nun, der Film lief damals auch in Deutschland. Doch verziehen sei dem geneigten Kinogänger, der hinter dem deutschen Titel Meine Lieder, Meine Träume nicht unbedingt ein bahnbrechendes Ereignis der Filmgeschichte vermutete und somit fernblieb. Veranlasst hat der geringe Bekanntheitsgrad des Films Barbara Litzlfellner, dessen Unkenntnis als eines von 26 untrüglichen Zeichen dafür zu sehen, dass man in Deutschland geboren und aufgewachsen ist. (Ihre Liste ist übrigens ein gelungenes Abbild der deutschen Mentalität.)

The Sound of Music ist ein Epos. Als deutscher oder österreichischer Zuschauer mag man versucht sein, das Werk ob der Bergkulisse von Salzburg und der scheinbar seichten Dialoge im Genre des Heimatfilms zu verorten – doch dies würde der Komplexität des Films nicht gerecht. Inszeniert wie eine Oper, behandelt er zeitlose Themen wie Unangepasstheit, Konfliktbewältigung und politischen Widerstand, und bleibt somit individual- wie gesellschaftspsychologisch äußerst relevant.

Der Reichtum an Figuren und Themen bietet zudem Rezipienten jeden Alters ein breites Identifikationspotential. Meine vierjährige Tochter ist nahezu besessen von dem Film, der selbst Die Eiskönigin von ihrem Thron zu stoßen vermochte. Sie singt die Lieder rauf und runter, unermüdlich, Tag und Nacht.

Ähnlich gelagert ist der Fall übrigens bei dem in Deutschland um Einiges bekannteren Film Der Zauberer von Oz. Dieser hat im englischsprachigen Raum ebenfalls eine Art Kultstatus erreicht. In England wird er traditionell an Weihnachten geschaut.

Und nächste Woche erzähle ich Euch, wie man so richtig deutsch wird!

Der Pommes-Buddha sagt: Musik lässt Berge beben.

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