Ein Haufen bulliger Typen, die sich übereinander schmeißen? Als mich ein guter Freund 2006 in Australien besuchte und sagte, sein größter Wunsch sei, sich ein Rugbyspiel anzuschauen, hatte ich keine Ahnung, was mich erwartet. Seine Erläuterungsversuche halfen mir leider auch nicht viel weiter, weil ich auf die Entfernung im Stadion einfach nichts erkennen konnte. Was steckt eigentlich hinter diesem Sport und warum ist er in Australien – und England – so beliebt?
In England und vielen anderen Commonwealth-Ländern ist Rugby ein Nationalsport. Im Albion gibt es hierzu den vielzitierten Spruch „Football is a gentleman’s sport played by hooligans, rugby is a hooligans’ sport played by gentlemen“. Whaaat? Das fand ich überraschend, als ich es zum ersten Mal hörte: Dieser rabiate Sport gehört tatsächlich an allen englischen Privatschulen zum guten Ton.
Rugby wird grundsätzlich nach zwei verschiedenen Regelwerken gespielt: dem der Rugby Union und dem der Rugby League. Laut dem Marktforschungsunternehmen Statista spielten 2018 in England etwa 70.600 Menschen mindestens zwei Mal im Monat in der Rugby League, in der Rugby Union waren es rund 240.000.
Die diesjährige Rugby-Weltmeisterschaft der Männer (Rugby Union), die am 2. November zu Ende ging, sorgte für ein paar kleinere und größere Sensatiönchen. Es war viel los: Das Turnier fand dieses Mal in Japan statt, und wegen des Taifun Hagibis mussten einige Spiele abgesagt werden. Die Ausrichter, die es in vergangenen Turnieren selten durch die Vorrunde geschafft hatten, gewannen alle ihre Spiele im sogenannten heat. Und die berühmt-berüchtigte neuseeländische Mannschaft, die All Blacks, verlor zum ersten Mal seit Langem gegen England, welches es dadurch zum ersten Mal seit 2007 ins Finale schaffte. Sieger des Turniers wurden die Springboks – zum ersten Mal in der Geschichte des südafrikanischen Rugby mit einem schwarzen Kapitän, Siya Kolisi.
Als wir den Rugby World Cup im deutschen Fernsehen verfolgten, amüsierte sich mein englischer Ehemann übrigens immer wieder darüber, wie die deutschen Kommentatoren „Tacklings“ im Plural benutzten, was im Englischen seltsam klingt (hier würde man tackles sagen).
Ein wichtiger europäischer Pokal der Rugby Union ist der Six Nations Cup. Dieser begann 1883 als Home International Championship zwischen England, Schottland, Irland und Wales. 1910 kam Frankreich dazu, und das Turnier wurde in Five Nations umbenannt. Im Jahr 2000 trat Italien bei und führte damit die Bezeichnung Six Nations ein. Seit 2001 gibt es den Six Nations Cup der Frauen.
Die nächste Rugby-Weltmeisterschaft der Frauen findet 2021 in Neuseeland statt, die der Männer 2023 in Frankreich.
Wer mehr wissen will, findet hier ein paar nützliche Links:
https://passport.worldrugby.org/?page=beginners&p=12&language=DE
https://www.rugbyworld.com/tournaments/rugby-world-cup-2019/tmo-television-match-official-explained-88934 (TMO explained)
https://www.sixnationsrugby.com/
https://en.wikipedia.org/wiki/Rugby_union_gameplay#Kicking
https://www.ran.de/rugby/news/rugby-lexikon-der-wichtigsten-begriffe
Der Pommes-Buddha sagt: Vor dem Ei ist nach dem Ei.