Erlebnis Bad

Wenn man in einem fremden Land ein Badezimmer betritt, ist immer irgendetwas anders. In Italien beispielsweise muss man erst einmal herausfinden, dass der Buchstabe „C“ oder das Wort „caldo“ auf dem Wasserhahn nicht für „kalt“, sondern für „heiß“ steht. Gut – Ausschlussprinzip. Nicht so kompliziert. In England jedoch erwartet einen im häuslichen Badbereich eine ganz eigene Welt …

Meine erste bewusste Begegnung mit einem englischen Bad war im Jahr 2000, als ich, wie das in London so üblich ist, in einer WG („shared flat“) wohnte. „Und was mag das für ein Zimmer sein?“ dachte ich bei mir, der Auslegeware durch eine Tür folgend, bis ich plötzlich vor einer Badewanne stand. Teppich im Bad??? Meine Mutter hätte seinerzeit hyperventiliert ob der Aussicht, uns als Kinder in einem solchen Raum mit dem recht formfreudigen Element Wasser uns selbst zu überlassen.

Für großen intrafamiliären Diskussionsstoff sorgt im Hause King die Tatsache, dass deutsche Badezimmer in den Augen meines englischen Ehemannes Todesfallen sind, kann man dort doch tatsächlich in unmittelbarer Wassernähe elektrische Geräte in Wandsteckdosen stecken! Ich erzähle ihm dann immer eine Anekdote aus Zeiten vor dem FI-Schalter, der zufolge ein Bekannter eines Bekannten behauptete, einen Fernseher auf dem Badewannenrand so positioniert zu haben, dass dieser, sollte er je ins Wasser fallen, dabei seinen eigenen Stecker ziehen würde. Unser Disput darüber, ob nun aufgrund der hiesigen Badbeschaffenheit mehr Deutsche als Briten den Stromtod sterben, konnte bisher trotz Zuhilfenahme der folgenden Statistiken nicht geklärt werden (also: Nein!). [Englische Statistik 2012 / Deutsche Statistik 2012]

Zuletzt noch eine Warnung an den arglosen deutschen Nasszellenbenutzer: Viele Duschen im Vereinigten Königreich haben einen integrierten Durchlauferhitzer mit drei Wasserdruckstufen („Low“, „High“ und „Very High“). Drückt man wagemutig auf den letzteren Knopf, so halte man sich mit beiden Händen gut an der Duschkabine fest und lehne sich mit all seinem Körpergewicht dem Duschkopf entgegen. Mit ungeahnter Schnelligkeit und Heftigkeit wird einem ein niagarafallartiger Wasserschwall ins überraschte Gesicht geschleudert, dass es nur so prasselt!

Also, Ihr Deutschen in UK, immer schön im Neoprenanzug duschen, damit die Haut nicht aufreißt. Für Briten in Germania indes empfiehlt es sich für ein erhöhtes Heimatgefühl immer ein Stück hochflorigen Bodenbelag mit sich zu führen. Und für deutsche Toiletten gibt’s eine separate Anleitung – nächste Woche!

Der Pommes-Buddha sagt: Im Bad geföhnt ist halb gewonnen.

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2 thoughts on “Erlebnis Bad

  1. Kann es sein, dass die Briten ihre Wasserversorgung um sonst bekommen? Und dass daher der Druck so hoch sein darf?

    Wir haben einen Kumpel aus Birmingham, der beleidigt war, dass es Wasserzähler in jedem normalen Verbraucherhaushalt in Deutschland gibt. Als hätte er in Old Blighty nie dafür zahlen müssen!?

    • Lieber Cliff,

      danke, dass Du so fleißig liest und kommentierst! Also, beim Wasserdruck habe ich mir einen Scherz erlaubt. Der ist nämlich meiner Erfahrung nach fast immer unglaublich niedrig (jemand hat mal behauptet ‚like a 90-year-old having a pee‘). Mein Mann sagt, das sei nur bei diesen elektrischen Durchlauferhitzern so – aber ich habe den Eindruck, es ist öfter so. Meine Beschreibung war also ironisch gemeint. In Deutschland hingegen ist es ja manchmal so, dass Duschen richtig weh tut, wenn man zu stark aufdreht.

      Wasser ist in GB mittlerweile komplett privatisiert und alle neuen Häuser müssen Zähler haben. In alten Häusern kommt es vor, dass man nur eine Pauschale bezahlt – dann ist es natürlich egal, wie viel Wasser man verbraucht.

      Viele liebe Grüße

      Sarah

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