Sahnehäubchen

Neulich bei einer Fortbildung unterhielt ich mich beim Mittagessen mit einer deutschen Kollegin, die in England lebt. Plötzlich seufzte diese mit Blick auf den Dessertteller ganz verzückt: „Ach, als Deutsche freue mich ja über die kleinsten Dinge, die ich sonst nicht bekomme – und wenn es nur ein Sahnehäubchen ist!“ England, das Land ohne Sahnehäubchen? Ein kulinarischer Exkurs in die Welt der Milchprodukte.

Nachdem ich ein wenig unschlüssig schaute, führte sie aus: „Na, in England bekommst du die Sahne ja immer nur flüssig.“ Stimmt. Wenn man dort Kuchen mit Sahne bestellt, wird die Sahne einfach flüssig über den Kuchen geschüttet. Dies, liebe Briten, werdet ihr in Deutschland nicht erleben. Sahne im flüssigen Zustand gilt hierzulande allenfalls als Vorstufe eines Produkts, die es weiter zu verarbeiten gilt – sei es als Verfeinerung für Suppen und Saucen oder zu Schlagsahne als Garnierung für Süßspeisen und Obst.

Ein Wort für Schlagsahne gibt es im Englischen auch: whipped cream. Allerdings wird diese weitaus weniger häufig verwendet als in Deutschland. Selbst die für Wimbledon-Zuschauer nahezu obligatorischen strawberries and cream bemühen die Sahne lediglich in flüssiger Form.

Überhaupt sind Milchprodukte ein interessantes Phänomen, da diese sich in so gut wie allen, sogar regionalen, Kulturen in Herstellungsweise und Darreichungsform sowie im praktischen Gebrauch unterscheiden und ihre Benennungen damit meist auch unübersetzbar sind. Ich bin in diesem Blog ja bereits an der Aufgabe verzweifelt, hier in Deutschland frische clotted cream zu erwerben (siehe Sahnestückchen zum Tee und Die ewige Einkaufsliste). Aber schauen wir uns doch mal einige speziell deutsche Milchprodukte an.

Insbesondere kommen mir da Schmand und Quark in den Sinn. Laut der Webseite www.schmand-sahne-rahm.de unterscheiden sich Sahne, Schmand, clotted cream und sour cream lediglich in ihrem Fettgehalt. Bei der clotted cream kommt hinzu, dass sie weder pasteurisiert noch homogenisiert ist – ansonsten handelt es sich jedoch schlicht um sehr fette saure Sahne (daher am ehesten zu ersetzen durch Crème double).

Quark ist laut Wikipedia ausgefälltes Milcheiweiß. Speisequark ist sehr speziell in Konsistenz und Geschmack. Er verleiht beispielsweise dem deutschen Käsekuchen seine eher lockere und saftige Beschaffenheit im Vergleich zum sehr dichten, cremigen englischen cheesecake. Somit verbirgt sich hinter den vermeintlich Eins zu Eins übersetzbaren Begriffen „Käsekuchen“ und „cheesecake“ eben nicht dasselbe.

Schön, dass es da im Kühlregal eines jeden Landes so viel zu entdecken gibt!

Und beim nächsten Mal schauen wir uns wieder einmal in einer bekannten Ballsportart um.

Der Pommesbuddha sagt: Die Quarktasche – nicht nur Modeaccessoire der Teilchenphysikerin.

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