Schaustücke

Letzte Woche hatte ich ein paar Tipps für deutschsprachigen Fernsehgenuss für euch. Auch dieses Mal habe ich mir etwas Besonderes ausgedacht. In diesem Blog und Podcast geht es zwar hauptsächlich um die britische Variante der englischen Sprache – doch natürlich wollen wir auch hin und wieder über den Tellerrand schauen und unterrepräsentierten Minderheiten wie den Amerikanern eine Chance geben. Zugegeben: Ich muss beim Betrachten der einen oder anderen Serie schon immer wieder feststellen, dass die US-Entertainmentindustrie ihr Handwerk in der Tat versteht. Anstatt nun jedoch die x-te Besprechung von durchaus sehenswerten Serien wie Suits oder Mad Men abzugeben, möchte ich euch drei eher unkonventionelle US-Produktionen vorstellen.

Hier sind meine Top 3 der schrulligen aktuellen US-Serien:

  1. The Politician

Der ehrgeizige High-School-Schüler Payton Hobart fasste bereits als Kind den Plan, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden. Zur standhaften Verfolgung dieses Ziels hat er vorausschauend die vollkommene Entourage politischer Strippenzieherinnen und Imagepolierer um sich geschart. Was könnte der Erfüllung seines Traumes da noch im Weg stehen?

Die brillante Besetzung ist lediglich einer von vielen handverlesenen Mosaiksteinen im Gesamtkunstwerk dieses TV-Opus. Die am Rande des Surrealen tänzelnde Inszenierung erinnert an Großmeister wie Wes Anderson, die grotesken Dialoge an die Cohen-Brüder. Die Schauspielenden kramen mit offensichtlich schelmischem Vergnügen aus den Tiefen ihres Könnens einen Geniestreich nach dem anderen hervor.

Als Zuschauerin schwankt man zwischen blankem Entsetzen und diebischer Verzückung. Alleine für dieses unkonventionelle Rezeptionserlebnis lohnt es sich schon, The Politican zu schauen.

2. Maniac

Maniac ist wirklich abgefahren. Davon überzeugt die Serie anzufangen wurde ich, weil ich Emma Stone verehre – die auch hier wieder zeigt, wie vielseitig sie ist. Außerdem versprachen die Trailer eine faszinierende Mischung aus SciFi, japanischem Autorenkino und 80er-Jahre Kult. Es lässt sich jedoch gar nicht wirklich fassen, wann und unter welchen Umständen Maniac spielt.

Grob geht es um die fragwürdige klinische Studie eines psychopharmakologischen Medikaments („You waived ethics on your consent form.“), bei der sich Annie (Emma Stone) und Owen (Jonah Hill) begegnen und in den Gedankenexperimenten der Studie immer wieder in den unterschiedlichsten Konstellationen zueinander finden (Outlander und The Matrix lassen grüßen). Doch was ist real und was nur Hirngespinst?

Die bis ins kleinste Detail durchgestylte Inszenierung von Stadtbildern über Wohnungsinterieurs bis hin zu elektronischen Geräten lässt Nerdherzen höher schlagen. Zudem wimmelt es von Bildmetaphern. Wem Floppy Disks und Joysticks nicht fremd sind, der wird hier, ebenso wie Videospiel-Enthusiastinnen und stets mit einem Augenzwinkern, auf seine nostalgisch vergnügten Kosten kommen. Alleine die teppichreiche, einnehmende Bildgewalt der obszön großen 70er-Jahre-Pomp-Wohnung von Owens Eltern, die einen augenblicklich in eine Art korktapetigen, makramé-esken, lava-brodelnden Purple Haze einsaugt, ist das Einschalten wert.

3. Crazy Ex Girlfriend

Okay – diese Serie ist wirklich Kult. Die psychisch labile Rebecca Bunch (anbetungswürdig von Rachel Bloom kreiert und dargestellt) beschließt, in die Nähe ihres Ex-Freundes Josh Chan zu ziehen und ihn zurück zu gewinnen. Doch natürlich läuft dabei nicht alles so ganz nach Plan.

Absolut grandios sind hier nicht nur Rachel Blooms geniale Verkörperung der Hauptfigur, sondern auch das überragende Drehbuch und die vor schwarzem Humor und Wortwitz sprudelnden, legendären Musical-Einlagen. Es ist die reine Freude, diesem Feuerwerk an spitzfindigem feministischen Entertainment beizuwohnen, das insgesamt als erfrischender Gegenentwurf zur durchgestylten Insta-Welt der durchschnittlichen US-amerikanischen Serie daherkommt.

Auch wenn ihr nicht so die Fans von Gesangseinlagen in Filmen und Serien seid, lege ich euch ans Herz, euch einfach mal unvoreingenommen die erste Folge anzuschauen und euch darauf einzulassen. Wenn das was mit euch macht, bleibt dabei. Das ungewöhnliche Format verlangt der Zuschauerin schon einiges ab, was dazu führen kann, dass man hin und wieder genug von der Serie hat – es lohnt sich jedoch, bis zum Schluss (derzeit 4 Staffeln) dabei zu bleiben!

Nun wünsche ich euch viel Vergnügen beim Schauen. Und schreibt mir auch gerne als Kommentar, welche Serien derzeit eure Herzen höher schlagen lassen. Bleibt gesund und bleibt zu Hause!

Der Pommes-Buddha sagt: Sieh‘ mal eine an!

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