Verkehrserziehung auf Englisch

Die Deutschen lieben ihre Autobahn. Viele Ausländer jedoch schütteln ungläubig den Kopf über die fehlende Geschwindigkeitsbeschränkung und empfinden den vorherrschenden Fahrstil als rücksichtslos. Angenehmer fährt es sich da auf der Insel …

Dort, wie auch in den USA, wird weniger gedrängelt und weniger aggressiv gefahren. Zudem ist die Beschilderung an Schnellstraßen orientierungsfreundlicher, da oft die Himmelsrichtung mit angegeben wird. „The North“ oder „The South“ steht da. Das erinnert mich an DDR-Zeiten, als wir regelmäßig Pakete „inne Zone“ („Den Osten“) schickten, wie meine aus Brandenburg stammende Großmutter zu sagen pflegte.

Dennoch gilt es im englischen Straßenverkehr einige Dinge zu beachten. Insbesondere das Fahren im – in Großbritannien recht häufig vorkommenden – Kreisverkehr kann eine Herausforderung darstellen. Dabei braucht man sich eigentlich nur wenige Regeln zu merken.

Crashkurs für den britischen Verteiler
1. Da Linksverkehr herrscht, fährt man im Uhrzeigersinn in den Kreisel ein.
2. Die Fahrzeuge im Kreisverkehr haben immer Vorfahrt. (Das ist in Deutschland eigentlich nicht so, da es aber fast jeder intuitiv so empfindet, sind die meisten Verteiler mit entsprechenden Verkehrszeichen bestückt.)
3. Wer in den Kreisverkehr einfährt, muss seine letztendliche Fahrtrichtung genau so anzeigen, als stünde er an einer Kreuzung. Das heißt, man blinkt rechts (auch wenn man zunächst natürlich leicht links fährt), wenn man von Süden kommend nach Osten fährt. Der Blinker sollte bis kurz vor der Ausfahrt rechts blinken und dann kurz links, um das Verlassen des Kreisels anzuzeigen.
4. Je nach letztendlicher Richtung ordnet man sich in die Fahrspur ein. Bei zwei Fahrspuren ordnen sich Linksabbieger in die linke, Rechtsabbieger in die rechte Spur ein. Geradeausfahrer können in der Regel beide Spuren verwenden. Bei drei Fahrspuren ist meist die mittlere Spur für die Geradeausfahrer reserviert. Bei mehr Spuren ist die Richtung meist auf der Fahrspur angezeigt.

Wenn man das System einmal verstanden hat, ist es recht eingängig und einer entspannten Fahrt steht nichts mehr im Wege.

Lokal kann der Verkehr allerdings auch in England eine ziemliche Nervenprobe darstellen. Noch um einiges anstrengender als in Köln ist auch das Fahren im Londoner Stadtgebiet ein Alptraum. Daher hat die Stadtverwaltung in Kooperation mit London Transport derzeit unter #ShareTheRoad Fernsehwerbung für ein rücksichtsvolleres Verhalten aller Verkehrsteilnehmer geschaltet. Wie man in deutschen Stadtgebieten die Umweltplakette benötigt, so muss man auch in London eine Congestion Charge zahlen.

Und hier noch ein kleines Glossar zur Erklärung englischer Straßenschilder. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die deutschen Übersetzungen sind eher als Erläuterung denn als akkurate Entsprechung aufzufassen.

abnormal load Schwertransport
congestion Stau
construction traffic only Baufahrzeuge frei
diverted traffic Umleitung
hard shoulder Seitenstreifen
keep apart 2 chevrons 2 Zeichen Abstand halten
keep your distance Abstand halten!
lay-by Haltebucht
merge in turn Reissverschlussverfahren
queues likely Staugefahr
road liable to flooding Überflutungsgefahr
roundabout Kreisverkehr, Verteiler
slip road Autobahnauffahrt, Autobahnausfahrt, Autobahnzubringer
works access Baustelleneinfahrt
works exit Baustellenausfahrt
works traffic, site traffic, construction traffic Achtung Baustellenverkehr!

Dass es einem auch bei manchen Wortschöpfungen schwindelig werden kann, erfahrt Ihr nächste Woche.

Der Pommes-Buddha sagt: Gute Fahrt, Mr Krabs!

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2 thoughts on “Verkehrserziehung auf Englisch

  1. 3. Wer in den Kreisverkehr einfährt, muss seine letztendliche Fahrtrichtung genau so anzeigen, als stünde er an einer Kreuzung. Das heißt, man blinkt rechts (auch wenn man zunächst natürlich leicht links fährt), wenn man von Süden kommend nach Osten fährt. Der Blinker sollte bis kurz vor der Ausfahrt rechts blinken und dann kurz links, um das Verlassen des Kreisels anzuzeigen.

    Moment mal. Wem hilft das denn überhaupt? Ich meine nur demjenigen, der genau weiß, an welcher Stelle ich in den Kreisverkehr reingefahren bin. Oder habe ich einen Denkfehler?

    Passen die Briten wirklich so genau auf? Das kann ich mir gar nicht vorstellen.

    Dass es die Vorschrift gibt, habe ich keine Zweifel — aber dass sie was bringt, bezweifele ich.

    • Hi Cliff,

      ich weiß, so dachte ich anfangs auch. Aber es ist schon sinnvoll. Zum Einen kann derjenige, der hinter Dir in den Kreisel einfährt, sich darauf einstellen, wohin du fährst. Aber auch, wenn z. B. jemand bereits im Kreisverkehr fährt wenn Du einfahren willst, kannst Du durch den Blinker wissen, ob derjenige noch an Dir vorbeifahren wird oder ob Du vor ihm einfahren kannst. Ist vielleicht in der Theorie nicht so klar, aber wenn Du’s ein paar Mal gemacht hast, erschließt sich die Logik.

      Und in der Tat halten sich fast alle Briten dran! Ich find’s faszinierend. Hier ist übrigens der entsprechende Auszug aus dem Highway Code: https://www.gov.uk/using-the-road-159-to-203/roundabouts-184-to-190.

      Viele Grüße

      Sarah

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