Ein Mann und sein Hund

Hand hoch: Wer von Euch erinnert sich an den „Claim“ der 80er-Jahre-TV-Serie Knight Rider? „Ein Mann und sein Auto kämpfen gegen das Unrecht“. Daran erinnert es mich, wenn ich den Titel des in Großbritannien seit Jahren immens beliebten TV-Formats „One Man and His Dog“ höre. Dabei handelt es sich jedoch keineswegs um ein Kriminalfälle aufklärendes Ermittler-Duo, sondern …

… schlichtweg um eine Person und ihr Nutztier. In dem Programm, das seit 1976 (!) zur besten Sendezeit ausgestrahlt wird und in seinen besten Zeiten 8 Millionen Zuschauer zählte, geht es um nichts Anderes als Hundehalter und, ungeachtet des sexistischen Titels auch gelegentlich -halterinnen, die auf einem Feld-, Wald- und Wiesenparcours die Qualitäten ihres Hirtenhundes demonstrieren. Die Hunde müssen Aufgaben unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade erfüllen und dabei Schafe durch verschiedene Hindernisse treiben. Punktabzug gibt es beispielsweise, wenn nicht alle Schafe durch das vorgegebene Gatter laufen. Als im Musikantenstadl-Deutschland sozialisierte Person ist man ja manchen Kummer gewohnt, aber bei diesem Feuerwerk der Unterhaltung blieb selbst mir die Kinnlade offen stehen.

Der Erfolg einer so biederen Sendung ist jedoch symptomatisch für die andererseits wiederum äußerst einnehmende Tierliebe der Briten. Ich kenne kein anderes Land, in dem Themen rund um die heimische Fauna derart viel öffentlicher Raum gewidmet wird wie im Vereinigten Königreich. Wo sonst werden Ereignisse wie „The oldest Barnacle Goose ever recorded was seen last week at WWT Caerlaverock Wetland Centre on the Solway Coast“ als Sensation gefeiert? Nirgends wird mit so viel Nachdruck um die Mithilfe der Bevölkerung gebeten, wenn es um die Sichtung einer bedrohten Vogelart geht, nirgends mit so viel Inbrunst die Fuchs- und Dachsproblematik im urbanen Raum diskutiert. Als abgestumpfter Mitteleuropäer findet man dies zunächst befremdlich. Öffnet man sich jedoch dieser leicht verklärten Naturvernarrtheit, erfährt man, beispielsweise durch eine ganz non-virtuelle Art des „Tweet of the Day“, kathartische Entschleunigung.

Interessanterweise ist es trotz dieser Sorge um die Natur bei den Briten mit der Mülltrennung nicht so weit her. Auf der Insel gelten wir Deutschen als Umweltschutz-Extremisten. Mein Mann macht sich zu Recht regelmäßig darüber lustig, dass der Nachbar zwar mit Argusaugen darüber wacht, ob wir Papier und Plastik ordnungsgemäß entsorgen, ein Tempolimit auf der Autobahn aber als ultimative Zumutung empfindet. Und dass Kohle hier immer noch subventioniert wird.

Nächste Woche erwartet Euch dann ein saisongemäßer Exkurs in humoristische Gefilde.

Der Pommes-Buddha sagt: Bitte rufen Sie an, wenn Sie eine Weißwangengans in Ihrem Garten sichten.

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